Die wunderbare Welt der Ramona D
  10.01. Fanz Josef Glacier
 

Heute Nacht hörte ich Ma auf einmal sagen: "Hast du das auch gespürt?" "Nein, was denn?" "Es hat gerade alles gewackelt!"
Ja wahrscheinlich, dachte ich mir, schloss die Augen wieder und plötzlich kam eine (erneute) Erschütterung. Oh oh. Da aber weder Leute draußen zu hören waren, noch irgendwelche Sirenen, bin ich mit einem etwas mulmigen Gefühl wieder eingeschlafen.

Beben kommen in Neuseeland zwar recht häufig vor, aber für uns war es doch sehr merkwürdig. Infos oder Meldungen darüber gab es aber den ganzen Tag nicht.

Es regnet immer noch heute früh. Wir überlegen uns, ob wir den geplanten Abstecher nach Jackson Bay machen sollen. In meinem Reiseführer hatte ich von einem kleinen Imbiss dort gelesen, der fangfrische Langusten anbietet. Trotz des Wetter entscheiden wir uns da hin zu fahren und dem Geheimtipp einen Besuch abzustatten.

Die zum Glück geteerte Straße nach Süden führt uns in einen dichten Wald und über schmale Brücken, unter denen sich die reißenden Bäche und Flüsse ihren Weg zum Meer bahnen. Links und rechts der Fahrbahn haben sich Seen gebildet, an so manchem Abhang kommen kleine Wasserfälle runter und wir sind komplett alleine in dem dunklen und vernebelten Wald. Wenn vor uns jetzt ein Moa oder Dino auftaucht, würde uns das auch nicht wundern. So unwirklich ist das ganze Szenario. Manche Hänge seitlich der Straße sind bereits abgerutscht und blockieren einen Großteil der Fahrbahn. Ich muss wirklich aufpassen, dass wir nicht gleich im nächsten Graben landen.

Irgendwann erreichen wir das Örtchen Jackson Bay und da gibt es sie: noch andere Touristen! Zwar nur ein Pärchen, das sich gleich zur Wanderung an der Küste aufmachen will, weil es irgendwo weiter südlich Pinguine geben soll, aber immerhin sind wir nicht mehr ganz alleine. Nach so einer Wanderung ist es uns nicht und der Craypot-Imbiss hat leider noch geschlossen. Mehr scheint es hier auch nicht zu geben. Außerdem werden wir von drei älteren Herren beobachtet, die in einem Häuschen hinter dem Vorhang sitzen.

Das ist alles ziemlich unheimlich und wir steigen schnell wieder ins Auto. Da wir hier nicht fest sitzen möchten, wenn noch mehr abgerutschte Berghänge die Straßen blockieren oder die Löcher in der Fahrbahn größer werden, machen wir uns auf den Rückweg.

Zurück in Haast gibt es im Ortzentrum was zu trinken und ein Sandwich für uns. Wir müssen uns aufwärmen und sind nach dem Ausflug beide etwas geschafft. Vor allem war ich während der ganzen Fahrt ziemlich angespannt.
Wir verlassen Haast endgültig über eine der "geliebten", einspurigen und langen Brücken und entdecken gleich dahinter ein Schild "Road Closed"! Ach du scheiße, und jetzt? Eine alternative Route hier raus gibt es nicht! Erstmal halte ich am Straßenrand. Im gleichen Moment fährt ein Mann der Straßenwacht zum Schild und klappt es wieder zusammen, sodass es nicht mehr zu lesen ist. Er gibt uns zu verstehen, dass die Straße wieder frei ist. Gut für uns, aber etwas unwohl fühlen wir uns trotzdem. Hoffen wir einfach, dass die Straßen frei und fest sind und uns keine Erdrutsche aufhalten oder sonst wohin befördern. Es regnet nämlich immer noch :-(. Und wieder Mal sind wir die Einzigen auf der Straße.

Auf Pausen verzichten wir, da wir lieber schnell von A nach B kommen möchten. Einige Fahrbahnteile sind weggebrochen, an anderen Stellen steht das Wasser mehrere cm hoch und die Bäche und Flüsse, über die wir fahren müssen, sind randvoll.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Fox Glacier. Normalerweise ist der Ort voll von Touristen, die zu Fuß, per Helikopter oder auf andere Weise auf den Gletscher möchten. Aber die Gehwege und Straßen sind leer. An einer Kreuzung fließt das gesamte Regenwasser von rechts nach links als Bach über den Teer.
Wir müssen uns dringend aufwärmen und verschnaufen. In einem "Saloon" bekommen wir was zu trinken und eine warme Suppe. Eigentlich würde ich gern für den Rest des Tages hier bleiben, aber wir brauchen eine Unterkunft und fahren weiter.

Am Ortseingang von Franz Josef, nur wenige Kilometer später, halten wir an einer i-Site um nach Übernachtungsmöglichkeiten zu schauen. Da tummeln sich auch einige Backpacker und Wanderer, die hier alle fest sitzen und auf besseres Wetter hoffen, da alle geplanten Trekking-Touren wegen des Regens abgesagt wurden. Zu hoch ist die Lawinen- und Erdrutschgefahr.

Das zweite Hostel, in dem wir nachfragen, hat ein 2-Bett-Zimmer für uns, hübsch in rosa gestrichen. Es gibt zwar viele Unterkünfte im Ort, aber die meisten sind randvoll, weil ja niemand mehr weg kommt (die Straße nach Norden ist gesperrt) und alle auf ihre Wander-Touren warten. Wir hoffen, dass der Highway morgen wieder frei ist, sonst haben auch wir ein Problem. Dementsprechend voll ist das Montrose-Hostel, in dem wir sind, auch.

Lust zu kochen haben wir heute keine und auch nicht, den Abend im überlaufenen Aufenthaltsraum zu verbringen. Wir essen ein paar Toastscheiben und entdecken an der Seite des Hostels eine kleine, überdachte Terrasse, wo wir mit einem Glas Wein in Ruhe draußen sitzen können, bis es uns doch zu kalt und feucht wird.

 
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